Samstag, 27. Dezember 2014

[Rezension] Einfach unvergesslich - Rowan Coleman

Titel: Einfach unvergesslich
Autor: Rowan Coleman
Verlag: Piper
Seitenzahl: 416
Format: Klappenbroschur
Preis: 14,99€
ISBN: 978-3-492-06001-1
Erscheinungsdatum: 11.08.2014
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Inhalt
"Neuerdings weiß Claire nicht mehr, welcher Schuh zu welchem Fuß gehört. Oder wie das orangefarbene Gemüse heißt, das auf dem Herd köchelt. Und manchmal geht sie im Pyjama spazieren. Sie weiß, dass das nicht normal ist. Doch das Leben ist zu kurz, um Trübsal zu blasen. Und so schreibt sie, noch bevor die letzte Erinnerung verblasst, all die großen und kleinen Momente der vergangenen Jahre nieder. Wohl wissend, dass diese Gedankenschnipsel schon bald das Einzige sein werden, was ihrer Familie von ihr bleibt. Dabei gibt es noch so viel zu erledigen: Sie muss sich mit ihrer Tochter versöhnen und ihrem Mann zeigen, wie sie die Lieblingslasagne ihrer Kinder zubereitet. Sie muss ein letztes Mal leben, frei sein, sich vielleicht auch neu verlieben. Denn das Leben ist eine Wundertüte. Und wenn die Zeit davonrennt, ist jede Minute kostbar."

Dieses Buch, mit dem wunderhübsch gestalteten und sofort ins Auge fallenden Cover, befand sich schon seit einigen Wochen auf meiner Wunschliste und zu meinem großen Glück auch in meinem Bücherpaket des lovelybooks-Gewinnspiels (hier mein Beitrag dazu).
Besonders der Klappentext auf der Rückseite machte mich neugierig:

"Mein Kopf ist eine Wundertüte
Der Name deiner erstgeborenen Tochter. Das Gesicht deines Mannes. Dein Alter. Deine Adresse. Was wäre, wenn du dich an all diese Dinge nicht mehr erinnern könntest? Was wäre, wenn es kein Gestern mehr gäbe, sondern nur noch den Zauber einzelner Augenblicke?"


Und so vergrub ich mich also in die gut 400 Seiten, auf die sich hin und wieder ein kleiner Marienkäfer verirrte und von denen wirklich jede einzelne so mit Emotionen beladen war, dass sich ein regelrechter Taschentuchberg neben dem Sofa türmte. 


Claires Leben könnte so schön sein. Sie liebt ihren Job als Lehrerin, hat zwei wundervolle Töchter, einen liebevollen Ehemann und eine Mutter, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Doch dieses Glück bekommt erste Risse, als sie direkt vor ihrer Schule einen Briefkasten umfährt. Von einer Sekunde auf die nächste vergisst sie, wofür das große runde Ding gut ist, das sich im Auto direkt vor ihrer Nase befindet.
Claire leidet an AD, an frühmanifester Alzheimerdemenz. So vergisst sie nicht nur die alltäglichen Dinge, sondern allmählich lösen sich auch größere und kleinere Brocken ihrer Vergangenheit in Luft auf.
Um diese Erinnerungen festzuhalten, schreiben Claire und ihre Familie ein Erinnerungsbuch. 

Plötzlich ist alles anders: Claires Tochter Caitlin steckt mitten in der Pubertät, ihr Mann Greg ist für sie wie ein Fremder und ihre Mutter, die bereits Claires Vater an diese tückische Krankheit verloren hat, kann ihre Tochter einfach nicht loslassen. Doch trotz alledem, oder gerade deshalb, hält die Familie zusammen und lernt, worauf es in einem Leben, das nur noch aus Momenten besteht, wirklich ankommt.

Ich hatte ein wenig Angst, dass ich dieses Buch vielleicht zu erdrückend oder deprimierend finden würde, aber dem war weit gefehlt! Vorallem die Passagen aus Claires Erinnerungsbuch waren so schmerzlich-schön, da sie von der Geburt ihrer Tochter bis hin zur Heirat mit Greg erzählten, dass sie dem Buch somit auch viele positive, wunderbare Momente bescherten. 

Besonders gefallen hat mir, dass sich die Geschichte nicht hauptsächlich auf Claires Krankheit beschränkt, sondern auch den Umgang und das Leben der verschiedenen Familienmitglieder mit ihr beschreibt. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven wiedergegeben und gerade dies machte das Buch, wie ich finde, ein kleines bisschen weniger traurig.

»Mum hat immer für irgendwas gekämpft. Solange ich denken kann.
Das hier ist die erste Schlacht ihres Lebens, von der sie bereits jetzt weiß, dass sie nicht gewinnen kann.« Caitlin, S. 44

Die Autorin hat mit diesem Roman nicht nur eine liebenswerte, authentische Hauptfigur erschaffen, die einem bereits in kurzer Zeit ans Herz wächst, sondern er zeigt auch, wie entscheidend der Zusammenhalt der Familie ist und dass man sich manchmal einfach auf die wichtigen Dinge im Leben besinnen sollte. Die Wandlung, die diese Familie durchlebt, ist herzzerreißend und gibt dennoch die Hoffnung, dass man zusammen alles schaffen kann und Erinnerungen mindestens genauso wichtig sind, wie die Gegenwart.


Vorallem die eindringlichen Ich-Perspektiven jedes einzelnen Familienmitglieds geben berührende Eindrücke in die Gefühls- und Gedankenwelten der jeweiligen Personen. Hierbei steht nicht nur Claires Krankheit im Vordergrund, sondern man erlebt den Zusammenhalt einer Familie, die langsam dabei zusehen muss wie das, was ihre Mutter, Tochter und Ehefrau ausmacht, Stück für Stück verblasst und die trotzdem niemals den Mut verliert.

Bis auf ein paar Längen und einige Situationen, die dann doch teilweise ein wenig unrealistisch wirkten, habe ich an diesem Buch nichts weiter auszusetzen. Ich denke, es ist schwierig dieses komplexe Thema überhaupt in einem unterhaltsamen Buch unterzubringen und jemand, der unmittelbar in Kontakt mit der Krankheit Alzheimer steht, würde dieses Buch vermutlich noch ein wenig kritischer betrachten. 


Ich gebe diesem zutiefst berührenden Buch mit Taschentuch-Potenzial





Liebst,


2 Kommentare:

  1. Danke für diese Rezension. Das Cover spricht mich so gar nicht an, ich hätte es niemals in die Hand genommen. Aber nun kommt es auf die Liste!

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  2. Hallöchen Anna,
    ich habe zwar nicht eine Träne bei diesem Buch vergossen, aber ansonsten kann ich dir vollkommen zustimmen. Ich fand das Buch auch wirklich toll, auch wenn es einige etwas längere Passagen gab. Ich finde man bekommt selten ein so toll geschriebenes Buch mit einem so schwierigen Thema in die Hände.

    Liebst, Lotta

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