Dienstag, 10. Februar 2015

[Hörbuch-Rezension] "Ein Mann namens Ove" - Fredrik Backman



Autor: Fredrik Backman
Verlag: Argon Verlag
Sprecher: Heikko Deutschmann
Länge:
7 Stunden, 49 Minuten  
Übersetzung: aus dem Schwedischen von Stefanie Werner
Preis: 19,99€
ISBN:
978-3-8398-1339-3 
Erscheinungsdatum: 21.08.2014
Hier gelangst Du zur Verlagsseite



Inhalt
"Ove ist der Nachbar aus der Hölle: Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde, schreibt Falschparker auf, räumt Fahrräder an ihren Platz und prüft die Mülltrennung. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein viel zu großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr in seinem Leben. Doch als nebenan eine junge Familie einzieht, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet, beginnt eine so komische wie herzerwärmende Geschichte über Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben."

Lange hatte das Buch "Ein Mann namens Ove" einen führenden Platz in den Bestseller-Listen inne, doch nach meiner mäßigen Begeisterung für "Geld oder Liebe" (meine Rezension findest Du hier), hatte ich eigentlich keine große Lust auf eine klischeebehaftete Komödie. Trotzdem sprach mich vorallem der Klappentext an und so entschied ich mich für die Hörbuch-Variante dieses Erfolgsromans. Eine gute Entscheidung?

Die Geschichte beginnt da, wo für einen entnervten Technik-Verkäufer der Spaß bereits aufgehört hat: nämlich bei dem Versuch, dem miesepetrigen Ove zu erklären, dass ein Tablet zwar eine Art Computer ist, man aber dafür trotzdem keine Tastatur benötigt. 

Ove ist ein Mann, dessen Leben in geregelten Bahnen verläuft. Er ist ein Mann, der anpackt. Einer, der noch richtigen Kaffee kochen, mit der Hand schreiben und ein Haus bauen kann. Doch als seine geliebte Frau Sonja stirbt und er frühzeitig in Rente geschickt wird, gerät sein Leben aus den Fugen. "Ist doch schön, wenn man einen Gang zurückschalten kann", meint seine Firma. Doch Ove sieht das ganz anders, schließlich hat er ein Drittel-Jahrhundert am selben Arbeitsplatz gearbeitet und war keinen einzigen Tag krank.

Auch seine unfähige Nachbarschaft und die allgemein verkorkste Gesellschaft wirken sich nicht gerade positiv auf Oves Gemütszustand aus. So beschließt der ordnungsliebende Frühpensionär, sich das Leben zu nehmen, um wenigstens wieder bei seiner Sonja sein zu können. Natürlich nicht, ohne vorher einen Ordner mit allen Dokumenten bereit-, und den Boden mit Folie ausgelegt zu haben, um ja keine Unordnung zu hinterlassen. 
Gerade als Ove alle Vorbereitungen getroffen und sein bestes Hemd angezogen hat, zieht im Haus neben ihm eine junge Familie ein, dessen Oberhaupt nicht nur ein "unfähiger Trottel" ist, sondern der auch gleich Oves Briefkasten mit dem Auto umnietet.

Von da an kommen Ove allerhand überfürsorgliche Nachbarn, liebestrunkene Teenager mit kaputten Fahrrädern, lebensrettende Ersthelfer-Einsätze und schließlich sogar eine verletzte Katze seinem Plan vom eigenen Selbstmord in die Quere. Umbringen kann man sich schließlich auch morgen noch.


Hörbuch-Sprecher Heikko Deutschmann über "Ein Mann namens Ove"


Nachdem meine anfänglichen Schwierigkeiten mit Backmans Schreibstil - extrem kurze Sätze und  viele Wiederholungen - überwunden waren, hat mich "Ein Mann namens Ove" auf eigenartige Weise sofort gefesselt. Ein miesepetriger, dem Leben überdrüssiger, alter Mann, der einfach alles und jeden hasst? Was kann daran schon so faszinierend sein? Tja, anfangs war ich mir darüber auch nicht ganz im Klaren. Aber je weiter man als Hörer in die Geschichte um Ove abtaucht, desto deutlicher werden Oves Beweggründe und seine gutmütige, wahre Seite. Die Seite des fürsorglichen, fleißigen und ehrlichen Mannes, der die Meinung vertritt, "dass Recht auch Recht bleiben muss". 

Immer wieder beschreibt Backmann rückblendenartig Oves Vergangenheit. Die unbarmherzige Zeit, in der Ove seinen Vater viel zu früh verlor und schon als junger Mann hart arbeiten musste; aber auch die guten Zeiten, in denen er seine geliebte Frau Sonja kennenlernte oder mit eigenen Händen ein Haus baute.

"Er hatte nie verstanden, warum sie sich für ihn entschied. Sie liebte nur abstrakte Dinge, Bücher, Musik und sonderbare Worte. Ove war ein Mann fürs Handfeste. Er mochte Schraubenzieher und Ölfilter. Er ging durchs Leben mit den Händen in den Hosentaschen. Sie tanzte."

Je besser ich Ove kennenlernte, desto mehr konnte ich mich in ihn hineinversetzen und seine Handlungen und das, was seinen Charakter ausmacht, verstehen. Ja, ich stimmte ihm mit der Zeit sogar in immer mehr Ansichten zu!

Somit erlebt nicht nur der Hörer während des Buches eine wunderbare Wandlung, sondern auch Oves Denkweise wird durch seine (zugegebenermaßen unfreiwillig) neugewonnenen Freunde maßgeblich verändert. "Ein Mann namens Ove" ist nicht nur ein unterhaltsamer Roman voll bittersüßen Humors, sondern auch eine Parabel. Es zeigt, dass selbst dann, wenn aller Sinn im Leben verloren scheint, sich stets eine neue Tür zeigt, die es wert ist, geöffnet zu werden. Vorallem aber mahnt "Ein Mann namens Ove", die schrullige, unfreundliche Alte aus dem dritten Stock oder den griesgrämigen Streithahn von nebenan nicht gleich zu verurteilen. Wer weiß, welches Schicksal oder welche Einsamkeit sich hinter der Fassade versteckt? Stattdessen sollten wir alle wieder versuchen, einen Blick hinter die Masken aus Unhöflichkeit zu werfen und den eigenen Stolz ein wenig zur Seite schieben, um vielleicht sogar ganz nebenbei, das ein oder andere Leben zu retten.



Dieses Buch erwärmt das Herz. Hin- und hergerissen zwischen Oves Selbstmordgedanken und seinem mürrischem Helfersyndrom, sprüht es geradezu vor Charme und Humor! Vorallem Sprecher Heikko Deutschmann, auch genannt "der Mann mit der Stimme", passt wie kein Zweiter zu diesem Hörbuch!



Ich kann bei bestem Willem nichts Negatives zu diesem Buch sagen. Sogar der anfangs etwas gewöhnungsbedürftige Schreibstil sorgte schnell dafür, dass der kauzige Ove vor meinem inneren Auge noch deutlicher zum Leben erwachte.


"Ein Mann namens Ove" ist eine absolute Pflichtlektüre und sollte meiner Meinung nach in keinem gut sortierten Bücher- oder CD-Regal fehlen. Es ist ein berührendes Buch, das zum Nachdenken anregt und manchmal sogar ein wenig traurig stimmt. Trotzdem habe ich selten ein so komisches und unterhaltsames Hörbuch gehört. Nie hätte ich gedacht, dass es sich um ein Debüt handelt! "Ein Mann namens Ove" hat mich noch weit nach den letzten Zeilen beschäftigt und ich kann einfach nur jedem empfehlen, sich in Oves Nachbarschaft hineinzulesen - aber Achtung! In seiner Siedlung lässt man sich besser nicht beim Falschparken erwischen!

Deine


2 Kommentare:

  1. Hallöchen Anna,
    was für eine schöne Rezension. Meine Ma hat das Buch vor einer Weile gelesen und war auch wirklich begeistert. Seitdem habe ich mir vorgenommen, dass ich dieses Buch auch lesen werde.. naja und wie das eben so ist, bin ich bisher gar nicht dazu gekommen. Ich muss das Buch unbedingt aufm Schirm behalten. Ich muss es auch lesen! Oder hören, hören wäre ja auch was für mich!

    Liebst, Lotta
    PS: ich glaube dein eines Bild wurde nicht richtig hochgeladen. Da erscheint nur ein "Pixabay" Bild.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Anna,

    deine Rezension macht Lust, dass Buch auch selber einmal zu lesen.
    Danke fürs vorstellen.

    LG Lu

    AntwortenLöschen