Mittwoch, 24. Oktober 2018

[Rezension] Almost a Fairytale: Verwunschen von Mara Lang




Titel: Almost a Fairytale: Verwunschen
Autorin: Mara Lang
Verlag: ueberreuter
Seitenzahl: 400
Alter ab: 14 Jahre
Format: Gebundene Ausgabe
Preis: 17,95€
ISBN: 978-3-7641-7068-4
Erscheinungsdatum: 16.02.2018

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Inhalt
Die 17-jährige Natalie lebt in einer modernen Märchenwelt, in der Magie festen Regeln unterworfen ist und nach höchstem technischen Standard funktioniert. Dennoch gibt es hier alles, was die Herzen höher schlagen lässt: Schlösser, Einhörner, Riesen – und Prinzen, in die man sich verlieben kann. Doch genau das wird Natalie zum Verhängnis. Denn um dem Prinzen Kilian in einer Gefahrensituation beizustehen, verwendet sie unerlaubterweise Magie und löst damit eine Katastrophe aus. Ein Riese bricht aus dem Zoo aus und verwüstet die halbe Stadt. Und das ist nur der Anfang. Bald begehrt das magische Volk überall auf und ehe sich‘s Natalie versieht, verliert sie alles, was ihr lieb und teuer ist. Sie muss erkennen, dass der Grat zwischen Gut und Böse sehr schmal ist, und sich entscheiden, auf welche Seite sie sich schlägt …

Welcher Märchen- oder Fantasyfan wird bei diesem wunderschönen Cover nicht schwach? Die Aussicht auf jede Menge Fabelwesen und dazu Grimm's Märchen verflochten in unsere moderne Welt? Ich bin dabei! 
Weshalb ich das Buch kurz vor dem Ende aber doch fast zugeklappt hätte und ich mit dem zweiten Band hadere, erfährst du hier!



Mara lebt in einer Welt, in der die Magie vollständig in das moderne Leben integriert ist: Tischlein-deck-dich-Fastfoodketten, magische Stylingsalons und fliegende Aeromobile bestimmen das Stadtbild von Mitran. Alles ist durch und durch technologisiert und Magie unterliegt strengsten Regeln. Auch die Magischen sind, je nach gesellschaftlichem Stand, in Kategorien eingeteilt und sind so den Menschen mehr oder weniger unterworfen. 

Maras Familie gehört der höchsten Kategorie A an, sie leben in einem schönen Haus in einer wohlhabenden Gegend, gehen angesehenen Berufen nach und genießen den Luxus guter Versicherungen und bester Schulbildung. Magie wenden sie nicht an und somit sind sie fast gänzlich den "normalen" Menschen angepasst. 
Wer allerdings den unteren Kategorien angehört, unterliegt strengster Überwachung, hat keine Privilegien und kaum Chance auf ein gutes Leben. Die Behörden gehen mit strenger Hand gegen das Wirken von Magie vor und schon der kleinste Verstoß, wie das Zaubern ohne Lizenz, wird strikt geahndet. 

Prinz Kilian von Nauders, Sohn eines alten Adelsgeschlechts, arbeitet als Agent für eine dieser Behörden - die OMB - und ist Maras großer Schwarm. Doch noch weiß Kilian nicht, dass Mara eine Hexe ist. Als sie sich im Magischen Zoo zu einem Date treffen, passiert das Unfassbare: das magische Netz, das die Geschöpfe des Zoos eingepfercht hält, bekommt Risse. Bei dem erfolglosen Versuch, einen Riesen am Ausbruch zu hindern, wendet Mara Bannmagie an und verstößt somit gegen das Gesetz.

Zu allem Übel wird sie von der Öffentlichkeit nicht nur angeprangert, schuldig zu sein für die Verwüstung und das Chaos, das der Riese bei seinem Streifzug durch die Stadt verursacht hat, sondern entfacht auch den ohnehin schon schwelenden Konflikt zwischen Menschen und Magischen aufs Neue. Ehe sie's sich versieht, steckt sie inmitten eines Krieges und in einem Aufstand, der sie beinahe alles kostet, was ihr lieb ist. 


Als ich den Klappentext des Buches las, hatte ich eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, was mich erwarten könnte: ein modernes Märchen mit vielen magischen Elementen, Figuren der Gebrüder Grimm und anderen Märchenerzählern, eingebettet in eine technologisierte Stadt. Gekrönt durch eine spannende Story und einen interessanten Konflikt, wäre dieses Buch sicherlich ein Kandidat für die Lieblingsliste gewesen. 

Leider konnte Almost a Fairy Tale meine Erwartungen nicht erfüllen. Bis zur Hälfte des Buches war ich wirklich gefesselt von der Kreativität der Autorin und ihrem Einfallsreichtum, die vielen magischen Elemente modern einzuflechten. Ich hatte ein tolles Bild der Stadt - die natürlich in Deutschland, dem Land der Märchen liegt und in der sogar die Straßen und Plätze märchenhafte Namen haben - vor Augen. Die Schauplätze sind wirklich fantasievoll detailreich beschrieben, was sicherlich auch an Mara Langs herausragendem Schreibstil liegt.

Der Konflikt zwischen beiden Fronten ist glaubhaft und durch die Einteilung in Kategorien ist die Unterdrückung der Magischen sehr real. Parteien wie Pro Mensch - die zu meinem Erschreckend sehr an das NS-Regime erinnern - machen deutlich, dass diese Welt keinesfalls so märchenhaft ist, wie das Cover andeuten mag.
Gewalt, Folter, Unterdrückung und Diskriminierung stehen an der Tagesordnung und ein Aufstand der Magischen ist nur die logische Konsequenz daraus.

Prinzipiell bietet allein dieser Konflikt genug Potenzial für eine spannende Story, actionlastige Auseinandersetzungen, eine romantische Liebesgeschichte und jede Menge Märchen. Leider wandelt sich das Ganze aber ab der Hälfte des Buches in einen politischen Showdown, der jeglichen Tiefgang einbüßt. Bis auf die magischen Bann-Netze erleben wir nicht mehr viel Magisches und die Handlung mutiert zu einem ausgewachsenen Polit-Thriller.

Dass die Altersempfehlung hier ab 14 Jahren angesetzt ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Denn nicht nur die Foltermethoden sind ziemlich ausgefeilt und in aller Deutlichkeit beschrieben, sondern auch das Thema mit politischem Aspekt ist nicht was man erwartet . 

Ich befürworte sehr, dass heikle Themen, wie Diskriminierung, Verfolgung von Minderheiten und die Wichtigkeit des Sich-Erhebens gegen diese Zustände, in Jugendbüchern behandelt werden. Allerdings erschließt sich mir in diesem Buch nicht ganz, welche Richtung die Autorin genau einschlagen wollte. Die Story wirkt, als wäre von allem etwas in den Topf geworfen worden und verstrickt sich dann auch noch in Logikfehlern, ausschweifenden Actionszenen und langatmigen Auseinandersetzungen. Da fehlt mir irgendwie ein echter Spannungsbogen.

Die Liebesgeschichten, von denen es immerhin zwei gibt, hatten nicht besonders viel Gefühl und konnten mich leider gar nicht berühren.


Leider konnte Almost a Fairy Tale meine Erwartungen nicht erfüllen. Das Cover und der Klappentext haben bei mir vielleicht auch falsche Erwartungen geweckt. Letztlich bergen Plot und der Konflikt zwischen Magischen und Menschen eine Menge Potenzial, das die Autorin leider nicht voll ausschöpfen konnte. Zu sehr verliert sich die Handlung in politischem Geplänkel und lässt einen guten Spannungsbogen vermissen. Die Kampfszenen waren mir manchmal etwas zu lang und ich habe sie später oft einfach überlesen- das ist sicherlich Geschmackssache.

Weil mir die erste Hälfte mit all den Märchenbezügen und der Gesellschaftskritik aber wirklich gut gefallen hat und auch Mara Langs Schreibstil traumhaft gut ist, bin ich zwiegespalten, ob ich zum zweiten Band greife oder dieses Buch mit dem wunderschönen Cover einfach allein im Regal dekoriere!

Für Fantasyfans, die Langs Schreibstil kennen und lieben und sich darüber hinaus auch für politischen Thrill begeistern, sowie über einige Logikpatzer hinwegsehen können, ist das Buch aber sicherlich lesenswert!


3 von 5

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