Mittwoch, 10. Oktober 2018

[Rezension] Das Mädchen aus dem Moor - S. K. Tremayne



Autor: S.K. Tremayne
Verlag: Droemer Knaur
Seitenzahl: 384
Genre: Psychothriller
Format: Klappenbroschur
Preis: 14,99€
ISBN: 978-3-426-52248-6
Erscheinungsdatum: 03.09.2018


Hier gelangst Du zur Leseprobe des tolino webreaders



Inhalt
"Seit man ihr gesagt hat, sie habe im Dartmoor Selbstmord begehen wollen, scheint Kath Redways Leben langsam, aber sicher in einen finsteren Abgrund zu trudeln: An den Vorfall selbst kann sie sich nicht erinnern, auch die Woche davor scheint aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Kath glaubt, sie sei glücklich gewesen, doch verhält ihr Mann Adam sich nicht seltsam abweisend? Welches Geheimnis verbirgt ihr Bruder vor ihr? Und was treibt ihre kleine Tochter Lyla nachts draußen im Moor? Verliert Kath den Verstand – oder ist sie einer furchtbaren Wahrheit auf der Spur?"

Nach langer Zeit und etlichen Fantasy- und Jugendbüchern, habe ich endlich mal wieder einen Thriller im Rahmen einer lovelybooks.de - Leserunde gelesen. Wenn du wissen möchtest, weshalb S.K. Tremaynes düstere Dartmoor-Erzählung nur drei gutgemeinte Schmökerraben ergattern konnte, lies jetzt weiter!


Kath lebt mit ihrem Mann, dem Ranger Adam und ihrer sehr besonderen Tochter Lyla im kargen, aber idyllischen Dartmoor. Lyla weist Anzeichen des Asperger-Syndroms auf, doch Kath und Adam weigern sich, ihr diese Diagnose - diesen "Stempel" - aufzubürden. Sie lieben sie mit all ihren sonderbaren Facetten und nehmen sie so an, wie sie ist.

Seit Kath jedoch nur knapp einen Unfall überlebt, gleicht ihr Leben einem undurchdringlichen Nebel. Alle Erinnerungen an diesen Vorfall und die Woche davor sind verschwunden. Als sie erfährt, dass sie an diesem Abend Selbstmord begehen und somit ihre Tochter und ihren Mann allein zurücklassen wollte, ist sie schockiert. Was ist an diesem Abend passiert?


Adam und ihr Bruder Dan scheinen mehr zu wissen, als sie zugeben wollen und auch Lyla legt ein sehr beunruhigendes Verhalten an den Tag. Nach und nach kehren bruchstückhafte Erinnerungsfetzen zurück und für Kath ist klar, dass mehr hinter dem vermeintlichen Selbstmord steckt.
Fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, stößt sie auf immer mehr Geheimnisse und Unstimmigkeiten. Doch was sie dann erfährt, sprengt die Grenzen von allem, was sie für möglich gehalten hat. 

Der Einstieg ins Buch gelang mir äußerst gut. Die Beschreibungen des Dartmoors mit seinen düsteren Landschaften, den regionalen Brauchtümern und der eindrucksvollen Fauna und Flora gelang dem Autoren, als preisgekrönter Reisejournalist, hervorragend.


Wir erleben das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven: zum Einen aus Kaths Sicht, die nach dem Unfall versucht, das Geschehen zu rekonstruieren. Der Leser erhält einen Einblick in ihre Gefühlswelt und die Wirren ihres posttraumatisch belasteten Verstandes. Dennoch konnte ich ihre Handlungen und Gedanken nicht immer nachvollziehen und wurde im Verlauf des Buches nicht wirklich warm mit ihr.

Zum Anderen begleiten wir ihren Mann Adam, der als Ranger im Dartmoor tätig ist und dieser Arbeit mit größter Leidenschaft nachgeht. Er ist ein Mann der Wildnis und verbringt viele einsame Stunden damit, das Moor zu hegen, Hecken in Schuss zu halten oder verirrten Touristen zu helfen. Nach Kaths Selbstmord ist er zutiefst verletzt und seiner Frau gegenüber äußerst zornig.
Auch Kaths Bruder Dan und seine Frau Tessa, die der Familie nach den Geschehnissen als Psychologin zur Seite steht, sind in die Ereignisse verstrickt und haben - wie man so schön sagt - ganz eigene "Leichen im Keller".

Durch die unterschiedlichen Sichtweisen, wirken die Charaktere vielschichtig und die Handlung unvorhersehbar. Mystische Elemente wie der Wicca-Kult, die Hexensteine aus dem Dartmoor und die vielen offenen Fragen machen es zunächst wirklich spannend.

Leider verliert sich der Autor dann so manches Mal in ausschweifenden Beschreibungen der Landschaft, die anfangs zwar noch atmosphärisch wirken, später aber einigen spannenden Szenen etwas an Fahrt nehmen. Entscheidende Fakten oder Ereignisse werden oftmals nur kurz angerissen und in Nebensätzen erwähnt. Dagegen werden die immer gleichen Gespräche teils mehrfach unter verschiedenen Protagonisten geführt, was unnötig Zeit verschwendet und überflüssig ist.

Das Thema "Asperger-Syndrom" begegnete mir in diesem Buch das erste Mal und obwohl ich natürlich schon von Autismus und seinen Symptomen gehört habe, kann ich nicht sagen, ob diese Erkrankung hier wirklich authentisch dargestellt wurde. Dass Kath und Adam ihrer Tochter kein "Etikett aufdrücken" möchten, indem sie sie untersuchen lassen, ist mir völlig unverständlich. Wollen liebende Eltern nicht stets das Beste und vorallem die bestmögliche Behandlung ihres Kindes? Dennoch konnte ich zu Lyla, die in der Schule keine Freunde hat und von allen nur "Das-Mädchen-das-nicht-da-ist" genannt wird, während des Lesens die beste Bindung aufbauen. Sie gab dem Buch eine gewisse Tiefe und es war herzzerreißend zu lesen, wie schwer sie in der "normalen" Welt, abseits ihres geliebten Moores, zurecht kommt.

Die Tatsache, dass sich in der ersten Hälfte des Buches mehr Fragen als mögliche Lösungsansätze auftun und die Handlung zunehmend rätselhafter wird, ist ein Punkt an dem sich in unserer Leserunde die Geister geschieden haben.

Einerseits bleibt die Handlung tatsächlich bis zum Schluss unvorhersehbar, andererseits wurde - in meinen Augen - die Auflösung hierdurch zu schnell abgehandelt. Die Spannung, die sich zunächst subtil aufbaut, steigt zum Ende des Buches viel zu rasant an. Auf Kosten einer logischen Auflösung.


Malerische Landschaften, eine dichte Atmosphäre und eine undurchsichte, unvorhersehbare Handlung mit interessanten Charakteren treffen hier auf ein Ende, das zwar schlüssig ist, aber leider zu schnell abgehandelt und den vorangegangenen Ereignissen nicht gerecht wird. 

Wer diese Abstriche in Kauf nehmen und kleinere Logikfehler verzeihen kann, den erwartet mit "Das Mädchen aus dem Moor" ein Psychothriller, der zum Einen viele lehrreiche Fakten des Asperger-Syndroms aufzeigt und gekonnt in die Story verwebt, zum anderen aber auch durch eine düstere Atmosphäre und viele unerwartete Wendungen besticht!

Für Fans undurchschaubarer Psychothriller und für etwas Spannung zwischendurch durchaus empfehlenswert!



Dieses Buch wurde mir im Rahmen einer lovelybooks.de-Leserunde zur Verfügung gestellt. Diese Rezension stellt meine eigene Meinung dar und ich habe dafür keine Bezahlung erhalten.



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