Dienstag, 9. Dezember 2014

[Rezension] Haus der Geister - John Boyne



Titel: Haus der Geister
Autor: Johny Boyne
Verlag: Piper
Seitenzahl: 336
Format: Klappenbroschur
Preis: 16,99€
ISBN: 978-3-492-06004-2
Erscheinungsdatum: 06.10.14


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Klappentext
"England 1867. Die junge Eliza Caine fährt in die englische Grafschaft Norfolk, um eine Stellung als Gouvernante anzutreten. Als sie an einem nebeligen Novemberabend müde und durchgefroren die Empfangshalle von Gaudlin Hall betritt, wird sie von ihren beiden Schützlingen Isabella und Eustace freudig begrüßt. Zu ihrer Überraschung stellt sie fest, dass außer den beiden Kindern niemand in dem alten viktorianischen Anwesen lebt – bis sie erkennen muss, dass sie dennoch nicht alleine sind. Etwas verfolgt sie und trachtet ihnen nach dem Leben. Eliza muss längst begrabene, tödliche Geheimnisse enträtseln, wenn sie nicht selbst den düsteren Mauern von Gaudlin Hall zum Opfer fallen will."



Ich liebe Geistergeschichten! Daher war dieses Buch natürlich ein absolutes Muss für mich. Die Tatsache, dass es dazu auch noch im England des 19. Jahrhunderts spielt, trug natürlich ebenfalls dazu bei, dass ich "Haus der Geister" sofort am Erscheinungstag in meiner Lieblingsbuchhandlung (übrigens hier mit tollem Onlineshop) mitnahm.

Gestern Abend war es also so weit und ich machte es mir mit diesem Buch und einem Tässchen Tee auf dem Sofa bequem. Schon das wunderschön schlicht gestaltete und in nebligen Blautönen gehaltene Cover ist ganz nach meinem Geschmack. Da ich selbst im Flügel eines im 18. Jahrhundert erbauten Herrenhauses lebe (und ich bin überzeugt davon, dass es keinen besseren Ort für Geister geben könnte!), war ich vor dem Lesen dieser Gruselgeschichte schon froh, dass es hellichter Nachmittag war und mein Herzallerliebster mit mir das Sofa teilte!

Wie also schon gesagt, ich liebe Geistergeschichten. Und ich liebe das viktorianische England. Nebelverhangene, vollmondbeschienene Anwesen mit knarzende Dielen. Wispernde Schatten und vorbeihuschende Schemen. Weiße Frauen hinter raschelnden Vorhängen - hach, es gibt sovieles, das mir einen Schauer über den Rücken jagen könnte. Und genau dies ist der springende Punkt: Es könnte alles so wunderbar gruselig sein, wäre da nicht die viel zu früh ausgesprochene Gewissheit darüner, wer oder was genau Eliza in Gaudlin Hall auflauert. 

In meinen Augen leben waschechte Geistergeschichten von der Ungewissheit, dem subtilen Grusel und der allgegenwärtigen Angst, es könne bereits hinter der nächsten Ecke etwas hervorspringen. Leider war dies in "Haus der Geister" nicht ein einziges Mal der Fall. Ich ertappte mich sogar dabei einige Szenen, die wahrscheinlich eher gruselig wirken sollten, als lächerlich einzustufen und Geister, die sich gegenseitig verprügeln und die Treppen herunterschubsen setzen dem ganzen dann wirklich noch die Krone auf.

Sicherlich ist es, bei der Bandbreite an Spukgeschichten und auch Horrorfilmen, die ich bereits gesehen habe, nicht mehr wirklich einfach, mich in dieser Hinsicht zu überraschen. Dennoch hätte man aus diesem Plot eigentlich mehr machen können, weshalb ich es umso enttäuschender finde, dass der Spannungsbogen eher einem durchhängendem Bindfaden gleicht.


Ja, die Charaktere. Hier muss ich sagen, hat mir eigentlich nur die kleine Isabella wirklich gefallen. Ein bisschen makaber, ein wenig unheimlich und immer einer spitzfindige, sarkastische Bemerkung auf den Lippen; sie erinnerte mich ein wenig an Esther aus dem Film "Orphan - Das Waisenkind". Sehr gruselig in jedem Fall! Der Rest der Figuren, allen voran die stinklangweilige Eliza, blieben eher flach. Viele Handlungen und Gedankengänge konnte ich vorallem bei ihr nicht wirklich nachvollziehen. Die Kinder leben ohne Eltern im Haus. Keiner der Erwachsenen im Umfeld spricht Klartext über den Verbleib der Eltern, sondern Eliza wird lediglich mit ausweichenden Antworten abgespeist. Für sie selbst scheint dies allerdings überhaupt kein Problem zu sein, während ich als Leser drauf und dran war, in die Seiten zu beißen vor lauter Unverständnis über ihr fehlendes Durchsetzungsvermögen! 

Der Schreibstil in diesem Buch ist flüssig und locker. Ich habe es innerhalb von 4 Stunden gelesen, ohne auch nur eine der Seiten überfliegen zu müssen. Leider hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Sprache etwas zu einfach gehalten und dem viktorianischen Zeitalter nicht wirklich angemessen war. 


So sehr ich es mir auch gewünscht hätte, leider konnte mich "Haus der Geister" nicht überzeugen. Mir persönlich fehlte einfach das gewisse Etwas, das eine gelungene und schaurige Geistergeschichte ausmacht. Ein bisschen mehr subtile Spannung und weniger Vorhersehbares und es hätte so schön werden können! Boyne hat es hier nicht geschafft, mich zu fesseln und die kleineren Logikfehler (Eliza ist erst 22, dann 21 und später wieder 22 Jahre alt oder geht mit ihren beiden Schützlingen mitten im November/Dezember zum Schwimmen an den Strand?) tun ihr Übriges. Für die leichtere Unterhaltung mag dieses Buch vielleicht gerade noch taugen - für Freunde atmosphärischer Spukromane ist "Haus der Geister" eher weniger geeignet.



Auch wenn der Autor hier das Rad nicht neu erfindet, ist die Idee hinter dem Plot doch interessant und hat definitiv Potenzial. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und auch das Verhalten der beiden Kinder, die Eliza in ihre Obhut nimmt, verleiht der Geschichte anfangs ein paar Schauermomente.

Leider sollen diese kurzen Momente, so ziemlich die einzigen bleiben. Der Geschichte fehlt es an Spannung und Tiefe. Vieles ist von Anfang an zu offensichtlich und auch Eliza ist mir mit ihrer naiven Art eher unsympathisch und vorallem unverständlich gewesen.

Dennoch gebe ich diesem Buch für die Idee und dafür, dass es mir trotzdem drei einigermaßen unterhaltsame Lesestunden bereitet hat





Liebst,


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